8. Tagung des Norddeutschen Sternwartentreffens (NST) mit AVL-Beteiligung

Am 16. Juni fand bei der Olbers-Gesellschaft in Bremen das achte Norddeutsche Sternwarten-Treffen (NST) statt. Dieses entstand ursprünglich im Jahr 2011, weil Sternfreunde aus Tornesch, Neumünster und Lübeck auch andere Einrichtungen kennenlernen wollten, um sich über Projekte und Sternwarten austauschen zu können. Seitdem ist die NST eine jährliche Veranstaltung. In diesem Jahr stand Bremen im Mittelpunkt, weshalb sich neben der Olbers-Gesellschaft u.a. auch das ZARM der Universität Bremen, die Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) und das Telescopium Lilienthal präsentieren durften. Daneben gab es noch reichlich Zeit, um sich auszutauschen und die Sternwarte der Olbers-Gesellschaft zu besichtigen.

Die Tagung begann mit einer Kurzvorstellung aller Beteiligten. Da ungefähr 35 Teilnehmer  den Weg nach Bremen trotz Fußballweltmeisterschaft gefunden hatten, war dies ohne größeren zeitlichen Aufwand innerhalb der Begrüßung machbar. Die Sternwarte Südheide war dabei gut vertreten (sie wurde nur noch von Sternwarte Tornesch übertroffen) und berichtete über Radioastronomie bzw. zeigte auch eigenes Equipment. Alle Sternwarten hatten dabei eines gemeinsam: sie kämpfen mit zunehmender Lichtverschmutzung und bürokratischen Hürden. Im Anschluss daran stellte sich der Gastgeber durch die stellvertretende Vorsitzende Michaela Glimbotzki selbst vor, während der erste Vorsitzende Holger Voigt die Moderation der Veranstaltung übernahm. Die Olbers-Gesellschaft zählt heute ca. 320 Mitglieder und ist immer eng mit der Nautik verbunden gewesen, weshalb sich der Sitz immer schon an der Hochschule Bremen befand. Auch in Bremen hat man natürlich mit der Lichtverschmutzung zu kämpfen, weshalb man sich immer mehr auf die Sonnenbeobachtung konzentriert. Während sich die Sternwarte auf dem Dach der Hochschule Bremen für Nautik befindet, ist das Olbers-Planetarium im Erdgeschoss anzutreffen. Dieses ist ein separater Verein und nicht direkt mit der Olbers-Gesellschaft verbunden, auch wenn man natürlich entsprechend eng miteinander kooperiert. Das Planetarium ist dabei dieses Jahr besonders gut besucht, da in Bremen das internationale Jahr der Raumfahrt unter dem Titel "Sternstunden 2018" stattfindet. Aber auch die Teilnehmer hatten später die Möglichkeit das Planetarium selbst kennenzulernen. 

Mit dem ersten Fachvortrag begann dann die Veranstaltung offiziell. Dieser wurde von Prof. Lämmerzahl, ebenfalls ein Mitglied der Olbers-Gesellschaft, vom Zentrum für angewandte Raumfahrttechnologie und Mikrogravitation (ZARM) gehalten. Das ZARM besitzt mit dem 148 m hohen Fallturm ein weltweit einmaliges Katapult, um Experimente in Schwerelosigkeit durchführen zu können. Daher werden auch internationale Projekte in den Bereichen Grundlagen-Physik, Strömungsmechanik, Astrophysik, Materialwissenschaft und Mikrobiologie durchgeführt.

Im Anschluss an den Vortrag übernahm das Olbers-Planetarium durch den Leiter Andreas Vogel die Führung und zeigte den Gästen den nächtlichen Sternenhimmel. Dies wurde nicht ohne kleine Showeinlagen getan, die die Vorführung immer wieder auflockerten. 

In der anschließenden Mittagspause gab es genügend Zeit, um über das schönste Hobby der Welt "Astronomie" zu fachsimpeln und die Sternwarte der Olbers-Gesellschaft zu erkunden. So konnte ein direkter Erfahrungsaustausch stattfinden, der solche persönlichen Treffen im Internet-Zeitalter auch nach wie vor notwendig macht. Probleme mit der Lichtverschmutzung innerhalb der Stadt Bremen, wie auch technische Schwierigkeiten mit der hauseigenen neuen Montierung EQ-6R wurden u.a. besprochen. Zusätzlich waren weitere kleinere Teleskope ausgestellt, die zur Beobachtung von den Olbers-Mitgliedern auf der Dachterrasse genutzt werden können.

Nach der Mittagspause stellte die Vereinigung der Sternfreunde (VdS) durch Michael Schomann die neue Fachgruppe "Astronomische Vereinigungen" vor. Laut Statistik soll es nach seinen Angaben ca. 80.000 Sternfreunde in Deutschland geben. Davon sind ca. 4.000 Mitglieder der VdS. Die neue Fachgruppe soll nun die Interessen der verteilten Sternwarten bündeln und eine höhere öffentliche Aufmerksamkeit bewirken.

Am Nachmittag stand dann Lilienthal im Vordergrund. Zuerst wurde von Gerald Willems (AVL) das Telescopium Lilienthal vorgestellt, welches das neue historische Wahrzeichen der Kleinstadt geworden ist. Dabei wurde Friedrich Wilhelm Bessel als Bindeglied zur heutigen Zeit bezeichnet wurde. Denn Bessel gelang die erste erfolgreiche Parallaxenmessung, wodurch er die Entfernungsbestimmung revolutionierte. Seine Laufbahn fing in Lilienthal bei Johann Hieronymus Schroeter an. Auf diese Astronomische Vereinigung Lilienthal (AVL) wurde von Dr. Kai-Oliver Detken entsprechend eingegangen, die ursprünglich gegründet wurde, um das Andenken Schroeters wieder in das Bewusstsein zu rücken. Inzwischen wird in den jeweiligen Arbeitsgruppen selber Astronomie praktiziert und es finden die unterschiedlichsten Aktivitäten (Vorträge, Perseiden-Party, Nacht der Teleskope, Workshops, Reisen) statt, so dass für jedes Mitglied etwas dabei sein dürfte.

Danach wurde sich wieder mehr konkreten Themen zugewandt. So berichtete Dr. Gerald Holtkamp vom Naturwissenschaftlichen Verein Osnabrück über Polarlichtbeobachtungen im Sonnenfleckenminimum. Das dies möglich ist, zeigte er eindrucksvoll anhand seiner Bilder, die er in Island um den 17. März diesen Jahres aufgenommen hatte und eine sorgfältige Planung voraussetzte.

Abschließend stellte Thomas Biedermann von der Sternwarte Südheide das eigene Projekt Radioastronomie vor. Dies wurde im Jahr 2012 durch eine Schülerin, die ebenfalls auf der NST war, in einem "Jugend forscht" Projekt initiiert und immer weiter ausgebaut. Durch die Umrüstung eines großen Reflektors, mit Hilfe eines benachbarten Industriebetriebs, steht heute ein 3,9 m Radioteleskop mit einem Gesamtgewicht von einer Tonne zur Verfügung! Man arbeitet auch inzwischen eng mit Effelsberg zusammen. Das Projekt wird dabei von den Jugendlichen, die einmal das Projekt gestartet haben, auch heute noch überwiegend betreut. So sieht vorbildliche Nachwuchsförderung aus!

Die Tagung endete wie geplant um 18 Uhr, so dass man pünktlich zum Abendessen im benachbarten Restaurant erscheinen konnte. Dort wurde weiter diskutiert und sich ausgetauscht. Ein informationsreicher Tag ging damit zu Ende, der viel positive Resonanz von den Teilnehmern bekam. Daher wird es wohl auch im nächsten Jahr eine NST-Veranstaltung wieder geben.

Einen ausführlicheren Bericht wird es wie gewohnt in unserer HiPo-Ausgabe 56 geben.

Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken

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