9. Internationale Astronomie-Messe AME in Schwenningen

Am 13. September fand die neunte internationale Astromesse in Schwenningen statt. Neben der Messe gab es ein buntes Rahmenprogramm, welches bereits am Donnerstag mit einem Workshop zur Planetenfotografie startete. Freitags wurden weitere Workshops sowie eine Besichtigung der Sternwarte Zollern-Alb angeboten. Der eigentliche Messetag fand am Samstag statt und hielt neben den eigentlichen Ständen verschiedene Vorträge für die Besucher bereit. Daher konnte keine Langeweile aufkommen, auch wenn ich nur für den eigentlichen Samstag Zeit hatte.

Die AME kann nicht mit der ATT in Essen verglichen werden, die ebenfalls einmal im Jahr stattfindet. Sie ist zum einen auf zwei Hallen auf einem Messegelände aufgeteilt und bietet daher ausreichend Platz für die einzelnen Stände. Auf der anderen Seite fehlen aber die privaten Stände mit ihren Gebrauchtartikeln, so dass die ATT mit ihrem erweiterten Angebot sowie den vielen Räumen und Gängen größer wirkt. Man findet aufgrund des Themas aber auch die gleichen Anbieter und Hersteller vor Ort, die wohl aufgrund des wesentlich südlicheren Standorts auch die Schweiz und Österreich als Kundengebiete anziehen wollen. Auf jeden Fall wurde das auch erreicht, wenn man sich Zeit nahm die verschiedenen Mundarten zu analysieren.

Die Vorträge waren ebenfalls sehr interessant. So berichtete Stefan Seip über seine Namibia-Reise, die er letztes Jahr zum ersten Mal mit einer Reisegruppe zur Kiripotib-Astrofarm unternahm, wobei nicht nur Astrofotos geschossen wurden, sondern nach einer Woche auch das Hinterland bereist wurde. Er sprach von dem schönsten Sternenhimmel der Welt, der nirgends auf der Welt übertroffen, sondern höchstens erreicht werden kann. Zum Beweis dazu hatte er ein Bild der Milchstraße vorbereitet, welches er mit stehender Kamera mit 15 sec Belichtung anfertige. Das Bild sah wie nachgeführt und 10 min belichtet aus! Auch meinte er, dass man auf der Farm nachts eigentlich keine Beleuchtung zwischen den einzelnen Sternwarten der Farm brauchte, da die Milchstraße ausreichend hell schien. Viele schöne Übersichtsaufnahmen wurden vorgestellt, die er nebenbei angefertigt hatte, da ja eigentlich die Fotogruppe betreut werden musste. Namibia ist einfach ein Muss für Astrofotographen, aber auch für Beobachter! Das wurde mir mal wieder nach diesem Vortrag deutlich gemacht.

Der zweite Vortrag handelte von verschiedenen Nachthimmeln im Zeitraffer, der von Bernd Proeschold präsentiert wurde. Er war an verschiedenen Orten der Welt unterwegs (La Palma, Chile, Namibia, Österreich, Skandinavien), dass wie er betonte auch der Lichtverschmutzung in Europa geschuldet ist. Dies liegt u.a. an den Landschaftsaufnahmen, die natürlich jedes Umgebungslicht einfangen, wenn sie auf den Horizont gerichtet werden. Die Unsinnigkeit einer Straßenbeleuchtung, die einen Großteil ihres Lichtes nach oben abstrahlt, wurde von ihm öfters thematisiert. Hier muss sich wirklich einiges noch ändern - auch bzgl. der damit zusammenhängenden und einhergehenden Energieverschwendung! Die Zeitrafferaufnahmen waren dann allerdings ein wirkliches Highlight. Es wurden tolle Landschaftsaufnahmen und auch sehr schöne Polarlichter gezeigt, die von ihm recht aufwändig über die ganze Nacht eingefangen worden sind. Auch ein spannender Aspekt der Astrofotografie, den man mal ausprobieren sollte.

Auf der Messe waren u.a. Bresser, Celestron, ASA, Avalon und Teleskop Service anwesend und hatten alle Hände voll zu tun, um gerade vormittags den Ansturm bewältigen zu können. Speziell Wolfgang Ransburg wurde immer wieder von einer Traube von Menschen umringt, um permanente Tipps und Tricks zu verschiedenen Optiken und Montierungen zu verraten. Aber auch bei Celestron war einiges los, da ein neuer Schmidt-Cassegrain-Astrograph mit einem Öffnungsverhältnis von 1/2,2 auf den Markt gekommen ist. Dabei handelt es sich um ein modifiziertes C11-Teleskop mit 11“ Öffnung, welches mit Hyperstar-Technologie auf das schnelle Öffnungsverhältnis optimiert wurde. Weitere Neuerung bei diesem Astrographen: es gibt keine Öffnung mehr am Ende des Tubus, d.h. man kann visuell das Teleskop (leider) nicht mehr benutzen. Das Teleskop war auf einer stabilen CGEM-DX-Montierung aufgesetzt und machte einen soliden Eindruck. Erste Bilder waren aber noch nicht verfügbar.

Der Hersteller ASA hatte fast seine gesamte Montierungspalette aufgefahren; darunter auch die größte Variante, die nur in einer festen Sternwarte verbaut werden kann. Preislich ist dieser Hersteller aus Österreich sowieso in höheren Regionen angesiedelt, wodurch man allerdings perfekte Verarbeitung und Nachführgenauigkeit voraussetzen kann. Ein Schneckengetriebe wird hier nicht mehr verwendet. Die kleinste ASA-Montierung ist dabei durchaus noch portabel wie man mir versicherte und besitzt keine störenden Kabel im Außenbereich. Auch die Einnordung und Ausrichtung findet weitestgehend selbstständig statt, da die Software für die Ansteuerung überarbeitet wurde.

Ebenfalls anwesend war der italienische Hersteller Avalon, der mit einer neuen selbst entwickelten Ansteuerung für seine Zahnriemen-basierte Montierungen aufwarten konnte. So ist diese mittels einer Smartphones über Bluetooth steuerbar und Auto-Guiding sowie DSLR-Kamera können direkt mit ihr gekoppelt werden. Die Montierungen sind leicht, perfekt verarbeitet und tragen ein Vielfaches ihres Gewichts. Der Aufbau geht schnell vonstatten, da die Montierung mit dem Stativ zusammen bewegt werden kann. Zusätzlich wurde ein automatischer Fokussierer vorgestellt, der die Objekte, nachdem sie perfekt von der Montierung angefahren worden sind, automatisch scharfstellt. Zukünftig soll die Einnordung-Prozedur noch besser unterstützt werden. Die Automatisierung nimmt immer weitere Ausmaße an, wodurch aber wertvolle Zeit zum Beobachten oder Fotografieren gewonnen werden kann.

Ebenfalls neu, war die von Teleskop-Service vorgestellte CEM60-Montierung von iOptron. Sie ist nur 12 kg leicht und soll bis zu 28 kg tragen können. Daher besitzt sie ein wesentlich geringeres Gewicht, im Vergleich zu einer EQ6-Montierung, kann aber aufgrund ihrer Tragfähigkeit mit einer EQ8 verglichen werden. GPS ist bereits enthalten und eine App kann für die Einnordung verwendet werden. Das Design ist zudem sehr schlank gehalten und der Getriebefehler soll geringer als bei einer CGEM/EQ6 sein. Eine weitere Montierungsoption, in dem immer weiter wachsenden Markt.

Insgesamt vergingen die 5 Stunden vor Ort wie im Fluge und hätten auch gerne länger sein können. Dann hätte man z.B. den einen oder anderen Workshop noch mitmachen und den Vortrag über die Sonnenfinsternis in Europa im kommenden Jahr mitnehmen können. Aber Züge und Flugzeuge warten nun mal nicht auf einzelne Personen. Aber man kann sich ja trösten: denn, die nächste Messe kommt bestimmt!

Autor: Dr. Kai-Oliver Detken

Fotos: Dr. Kai-Oliver Detken

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