CEDIC 2019 - Europäische Konferenz für Astrofotografen in Linz

CEDIC 2019 - Europäische Konferenz für Astrofotografen in Linz

Zwischen dem 15. und 17. März fand in Linz zum fünften Mal die internationale "Central European Deepsky Imaging Conference" (CEDIC) statt. Sie wurde 2009 das erste Mal durchgeführt und feierte somit ihren zehnten Jahrestag. Die Idee dazu entstand im Jahr 2008, als eine kleine Gruppe von Astrofotografen in Österreich sich überlegt hatten, wie man das Wissen in der Astroszene zusammenbringen könnte. Dabei stand zum einen die Bildgewinnung und -verarbeitung im Vordergrund, aber auch die richtige Bild- und Farbgestaltung. Man wollte so einen internationalen Austauschpunkt schaffen, der die Hobbyastronomen weiterbringt und die Qualität der Bilder laufend erhöht. Grund genug also für Mitglieder der AVL-Fotogruppe, Jürgen Beisser und mich, uns einmal auf den relativ weiten Weg nach Linz zu machen.

Das CEDIC-Team besteht u.a. aus gestandenen Astrofotografen wie Bernhard Hubl, Christoph Kalteis, Wolfgang Leitner oder Markus Blauensteiner. Von Christoph Kalteis gab es um die CEDIC herum denn auch zwei APOD-Fotografien (NGC 4565 und M101) zu bewundern. Das Team unternimmt auch gemeinsame Astroreisen. Profitiert hat das CEDIC-Team dabei speziell von Reisen nach Chile und La Palma, die es u.a. ermöglichten den eigenen Himmel in Österreich besser einzuschätzen. Inzwischen ergibt sich auf der alle zwei Jahre stattfindenden CEDIC -Konferenz ein regelrechter Ansturm, da sie sich jedes Jahr größerer Beliebtheit erfreut. 

Der erste Abend begann mit einer Eröffnung der Konferenz im Ars Electronica Center auf der viele schöne Astrobilder auf einer sehr großen 8k-Leinwand gezeigt wurden. Bei der Einführung  wurde die CEDIC und das dahinterstehende Team vorgestellt. Besonders eindrucksvoll war das daran anschließende All-Sky-Bild der Milchstraße von Erich Meyer, welches aus 78 Einzelaufnahmen entstanden ist. Dabei wurden auch professionelle Aufnahmen der esa als Vergleich herangezogen. Das Milchstraßenbild wurde insgesamt drei Jahre lang belichtet und als Mosaikaufnahme zusammengesetzt. Es bot eine unglaubliche Detailfülle, da man tief in das Bild hineinzoomen konnte.  

Zweiter Höhepunkt der Einführungszeremonie waren die Bilder vom Finnen Jukka-Pekka Metsävainio, die das Aufsetzen einer 3D-Brille erforderlich machten. So stand der Mond plastisch im Raum und schwebte förmlich vor dem eigenen Auge. Aber auch Nebelregionen machten richtig Spaß, wie die große Mauer im Nordamerikanebel oder der Elefantenrüsselnebel. Auch der Bubble-Nebel kam extrem plastisch herüber. Alle Bilder wurden in der Falschfarbenpalette von Hubble dargestellt, was wahrscheinlich die räumliche Wirkung noch vertiefte.  

Am zweiten und dritten Tag musste man sich dann zwischen mehrstündigen Workshops und dem Konferenzprogramm entscheiden. Ein großer Schwerpunkt war dabei PixInsight (PI), das in der Astroszene seit einigen Jahren sich großer Beliebtheit erfreut und immer häufiger von Astrofotografen eingesetzt wird. Der große Vorteil gegenüber Photoshop ist dabei, dass die Bildverarbeitung sehr lange im linearen Bereich stattfindet. Das heißt, man streckt das Bild erst ganz zum Schluss, wenn beispielsweise Farbkalibrierung und Rauschminimierung bereits durchgeführt wurden. Nicolas Kizilian zeigte dabei wie man durch den PixelMath, welches alleine 84 Funktionen in PixInsight anbietet, Satellitenspuren oder Hotpixel entfernen kann. Bart Delsaert ging in einem anderen Vortrag auf diverse Möglichkeiten der Rauschreduzierung in PI ein. 

Zwischendurch gab es aber auch interessante Beiträge der anwesenden Hersteller, denn eine kleine Ausstellung hatte sich im Foyer des Ars Electronica Center aufgestellt, um Geräteneuigkeiten zu präsentieren. So zeigte Baader Planetarium seine RASA-Gerätereihe, die es inzwischen von 8" bis 14" Öffnung als sog. Schmidt-Kamera gibt. Der Kamerahersteller Finger Lakes Instrumentation präsentierte seine Kamera KL4040, die auf einem CMOS-Chip basiert. Die österreichische Firma Astrosysteme Austria (ASA) zeigte die eigene Produktion von Spiegeln sowie 400 mm Teleskope mit einem Öffnungsverhältnis von 1/2,8. Der Kamerahersteller Atik war ebenfalls vertreten und zeigte QSI- und Atik-Kamerabeispiele. Man testet gerade neue CMOS-Chips von Sony mit Global und Rolling Shutter. Als klassischer DSLR-Kamerahersteller hatte auch Nikon einen eigenen Stand, an dem die DSLR-Kamera D850 und die Systemkamera Z7 zum Anfassen gezeigt wurden. Welcher Kameratyp sich zukünftig durchsetzen wird, bleibt spannend und wird von den Kunden entschieden werden. Aber auch Teleskop Service Ransburg durfte nicht fehlen. Hier wurden neue Innovationen im Bereich Reisemontierung, Refraktoren mit eingebautem Flattner oder hauseigene RC-Astrographen gezeigt. 

Besonders eindrucksvoll war aber der Vortrag von Jukka-Pekka Metsävainio, der für einen anderen Vortragenden einsprang und aus dem Handgelenk seine Methode der Bildverarbeitung mit einem deutschen Photoshop-Programm zeigte, obwohl er dieser Sprache nicht mächtig war. Er arbeitet dabei hauptsächlich mit Schmalbandaufnahmen, aufgrund der Lichtverschmutzung in seinem Ort in Finnland. Durch seine Bildverarbeitungskünste wurde allerdings sogar der galaktische Cirrus sichtbar. 

Einen Fachvortrag von Prof. Stefan Jordan (Universität Heidelberg) gab es ebenfalls auf der CEDIC. Er zeigte die Übersichtaufnahme der Milchstraße von dem Satelliten Gaia. Man erkennt darauf sogar sich bewegende Sterne, was gerade untersucht wird. Im Lagrange Punkt L2 steht der Satellit und führt eine hochgenaue dreidimensionale optische Durchmusterung des gesamten Himmels durch. Auch Galaxienbewegungen lassen sich dadurch erfassen. Wie unsere Milchstraße wirklich aussieht bzw. wie ihre Struktur beschaffen ist, kann daher Gaia vielleicht in Zukunft liefern. 

Daneben gab es auch immer wieder Praxisvorträge von Hobbyastronomen. So fotografiert Oleg Bryzgalov aus Kiew heraus bzw. besitzt aufgrund der zunehmenden Lichtverschmutzung inzwischen auch eine Remote-Sternwarte in Bulgarien. So eine Remote-Sternwarten kann man auch in Chile (La Serena) buchen, wie Samuel Ropert von OBSTECH berichtete. Was in West-London trotzdem noch möglich ist, berichtete Simon Addis, der sich auf seinem Dach eine vollautomatische Sternwarte der besonderen Art eingerichtet hat, um vollautomatisch sämtliche sich bietende Wolkenlücken ausnutzen zu können.  

Am Ende des ersten Tages präsentierte der australische Astrofotograf Martin Pugh auf der großen 8k-Leinwand die wichtigsten Schritte für ein perfektes Astrofoto. Er sparte dabei nicht mit eigenen Bildern und bot am nächsten Tag auch einen Workshop an, die viele Tipps und Tricks von Photoshop beinhalteten. Ihm geht es dabei hauptsächlich um ein Pretty Picture und weniger um wissenschaftliche Korrektheit, wie ein Beispiel der willkürlichen Sternfarbenanpassung zeigte. Dabei wurden die Bilder sehr "amerikanisch" bearbeitet. Passenderweise hatte er gerade das Astronomy Picture of the Day (APOD) vom 16. März von NGC 3324 (Carina-Nebel) pünktlich zur CEDIC vorzuweisen.  

Die abschließende 3D-Vorführung auf großer Leinwand zog dann alle Besucher, trotz eines langen Tages, in ihren Bann. Planeten, Sternkonstellationen und Galaxien schwebten auf die Teilnehmer zu und verschwanden im Hintergrund, bis der Blick auf unser gesamtes Universum ermöglicht wurde. Ein Spektakel der besonderen Art, noch beeindruckender als jedes Kuppel-Planetarium, wodurch man quasi Teil der Aufführung wurde.

Der letzte Tag begann mit Praxisbeispielen von Edoardo Luca Radice und Luigi Fontana, die sich die Arbeit in Italien teilen, indem der eine die Bilder auf dem Feld mit zwei Kameras gleichzeitig aufnimmt (RGB mit DSLR und Luminanz mit monochromer CCD-Kamera), während der andere die Bilder in PixInsight bearbeitet. Der nächste Referent Josep Drudis hingegen, hatte sich auf Weitfeldaufnahmen spezialisiert, die er mit Bildern höherer Auflösung kombinierte, um mehr Details sichtbar zu machen. Er zeigte einige schöne Beispiele dieser Aufnahmetechnik anhand von M8/M20 und der Kleinen/Großen Magellanschen Wolken. Auch er hatte ein APOD von Henize 70 vom 04. Februar 2019 mit im Gepäck.  

Des Weiteren wurde natürlich der CCD Guide vom CEDIC-Team vorgestellt. Auf dieser CD werden jährlich die schönsten Astro-Bilder von Amateuren gezeigt und analysiert. 52 Astrofotografen sind daran bislang beteiligt. Die Planung eines Objekts kann mit Angaben des eigenen Teleskops und Kameras damit umgesetzt werden. Das ermöglicht das Programm ObjectTracker, das von seinem Entwickler Hartmut Bornemann vorgestellt wurde. Das Programm transformiert dazu die bekannten RA-/DEC-Koordinaten aus bekannten Sternkatalogen in die Horizontalkoordinaten. Auch der Mondstand und die Horizontsicht können berücksichtigt werden.  

Ein neues Fachmagazin wurde von Stefan Deiters vorgestellt, dem ehemaligen Chefredakteur von Abenteuer Astronomie, welches leider im Oktober letzten Jahres zum letzten Mal herauskam. Das lag nach eigener Einschätzung an der zu breiten Aufstellung und dass zu wenig auf Themen der Hobbyastronomen eingegangen wurde. Daher will man sich mit dem neuen Magazin, welches schlicht Astronomie heißt, nur noch den Schwerpunktthemen visuelle Astronomie, Astrofotografie und Nightscape widmen. Ob das Konzept aufgeht, an dem auch Kai von Schauroth von ATHOS beteiligt ist, wird sich zeigen. 

Abschließend berichtete Sebastian Voltmer von einer Astro-Reise nach Namibia, um die Mars-Opposition im letzten Jahr beobachten zu können. Es wurde dabei mit Bernd Gährken und Martin Rietze die Astrofarm Hakos besucht, die in der Nähe des Gamsberg liegt. Auf dem Gamsberg selbst wurden dann Planetenaufnahmen von Saturn und Mars gemacht, die eine enorme Detailfülle zeigten und wohl als die besten Amateuraufnahmen der Astroszene bezeichnet werden dürfen. Das war ein schöner Abschluss dreier sehr ereignisreicher Tage. 

Einen ausführlicheren Bericht kann man in der nächsten HiPo (Ausgabe 59) nachlesen. 

Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken

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