Der Astronomietag 2019 stand ganz im Zeichen des Lichts

Der Astronomietag 2019 stand ganz im Zeichen des Lichts

Jedes Jahr ruft die Vereinigung der Sternfreunde e.V. (VdS) zum bundesweiten Astronomietag auf, der jedes Mal unter einem anderen Motto steht. Dieses Jahr stand die Lichtverschmutzung im Mittelpunkt, weshalb der Slogan "Möge die Nacht mit uns sein" sehr schön passte. An dem Astronomietag beteiligen sich in Deutschland viele Sternwarten und Astronomie-Vereine, weshalb traditionsgemäß auch die AVL nicht fehlen durfte. Da die Veranstaltung wie jedes Jahr maßgeblich vom Wetter abhängig war, wurde ein Vortrag zum Thema Lichtverschmutzung mit angeboten. Verschiedene AVL-Mitglieder hatten zusätzlich ihr Equipment mit aufgebaut, um etwaigen Besuchern verschiedene Beobachtungsmöglichkeiten anzubieten. Da der Termin auch noch groß in der Presse angekündigt wurde, konnte der Astronomietag also wie gewohnt starten.

Leider trübte nachmittags das Wetter ein und es kamen immer mehr Wolken auf. Der Wetterbericht sagte zwar eine Wolkenlücke zwischen 21 und 24 Uhr voraus, aber es waren trotzdem alle Beteiligten skeptisch, da die Wettervorhersagen der jüngsten Vergangenheit oftmals nicht zutrafen. Daher ging der Aufbau des Equipments im Vorfeld nur zögerlich voran und der eine oder andere blieb sogar ganz der Veranstaltung fern. Das mag auch ein Grund für die wenigen externen Gäste gewesen sein, die sich dieses Mal nach Wührden verirrten. Das Thema Lichtverschmutzung ist zudem auch immer noch erläuterungsbedürftig, obwohl es sich inzwischen um eine anerkannte Form von Umweltverschmutzung handelt. 

Der Vortrag fand dann bei erst einmal bedecktem Himmel pünktlich statt und fand auch großen Anklang bei den Zuhörern. Einige waren sogar nur aufgrund dieses Themas nach Wührden gekommen. Wie kritisch wir inzwischen mit der Energie und dem zur Verfügung stehenden Licht umgehen, konnte man gut anhand der gezeigten Satellitenbilder erkennen. Seit 1992 hat die Lichtverschmutzung extrem zugenommen und wird durch die LED-Technik teilweise auch noch gesteigert. Denn aufgrund des geringeren Energiebedarfs von LED-Lampen wird nicht weniger Licht verwendet, sondern mehr, so dass kaum Energie eingespart wird. Manch ein Autor, wie der Amerikaner Paul Bogard, spricht sogar vom Ende der Nacht. Kein unrealistisches Szenario, wenn man bedenkt, dass die Lichtmenge jedes Jahr um 6% anwächst. Er kritisiert auch, dass 80% der Kinder in den USA die Milchstraße noch nie gesehen haben. Und in Europa werden die Zahlen nicht anders sein. Wenn man nun denkt, dass dies "nur" ein Problem der USA und Europa ist, so liegt man falsch, denn auch auf den Kanaren existiert Lichtverschmutzung. So werden die Hotels und Strandpromenaden dort hell erleuchtet, so dass immer weniger Sterne zu sehen sind. Nur La Palma hat eine gesetzliche Verordnung, die die Beleuchtung vorschreibt, da die großen Observatorien keine Streulichter gebrauchen können.

Allerdings hat die Lichtverschmutzung auch nicht nur auf die Astronomen einen negativen Einfluss. Ihre Folgen werden momentan durch das BMBF-Forschungsprojekt "Verlust der Nacht" untersucht. Wissenschaftler unterschiedlicher Fachgebiete wollen herausfinden, welche negativen Auswirkungen auf Menschen, Tiere und die Pflanzenwelt existieren. Um möglichst viele Werte zu bekommen, wurde sogar eine eigene App entwickelt, die man sich kostenlos auf sein Smartphone laden kann, um den eigenen Himmel beurteilen zu können. Um der Lichtverschmutzung entgegenzuwirken werden immer mehr Sternparks gegründet, die den nächtlichen Himmel als Touristenattraktion ansehen. So sind in den Gebieten der Rhön, auf der Schwäbischen Alp, der Eifel und im Westhavelland 
attraktive Orte für Hobby-Astronomen entstanden. Und die VdS hat sogar eine eigene Arbeitsgruppe mit dem Namen DARK SKY gegründet. Diese soll über die Problematik aufklären und Denkanstöße ausarbeiten, die den Blick auf den nächtlichen Himmel verbessern.

Da selbst die UNESCO seit dem Jahr 2010 beschlossen hat, dass ein dunkler Nachthimmel für die Astronomie ein lohnenswertes Ziel ist und festgestellt hat, dass jeder Mensch das Recht hat Sterne zu sehen, machten wir uns nach dem Vortrag mit gutem Beispiel auf den Weg nach draußen. Das Wetter hatte sich inzwischen aufgeklart und die Geräte von Ute Spiecker, Friedo Knoblauch, Karl-Heinz Großheim und Holger mit Eva Rentzow waren betriebsbereit. Auch die kleine Sternwarte, die von Jürgen Ruddek und Ernst-Jürgen Stracke betreut wurde, konnte besichtigt und für Sternführungen genutzt werden. So bekamen die Besucher ein bisschen von der Faszination mit, die Mitglieder der AVL im allgemeinen erfasst hat. Spätestens als dann auch noch pünktlich die ISS über den Himmel flog und Mars bei den Plejaden rötlich zu erkennen war, konnte man von einer gelungenen Veranstaltung sprechen. Es waren zwar keine Besucherströme auf uns eingebrochen, aber alle Besucher waren sehr zufrieden, was man an dem einen oder anderen Lob heraushörte. Daher noch einmal abschließend vielen Dank an alle Helfer, die diesen Abend in dieser Form ermöglicht haben.

Text: Dr. Kai-Oliver Detken

Bilder: Jürgen Ruddek, Dr. Kai-Oliver Detken

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