Die Lilienthaler Nacht der Teleskope am 26. Oktober 2001

Die Lilienthaler Nacht der Teleskope am 26. Oktober 2001

Anlass zur ersten "Lilienthaler Nacht der Teleskope" war die Vorstellung des Nachbaues eines 7-füßigen Spiegelteleskops von Johann Gottlieb Friedrich Schrader aus dem Jahr 1792/93.

Schrader, Professor für Physik und Chemie an der Universität Kiel, hatte sich beurlauben lassen, um in den Jahren 1792/93 für zehn Monate auf Schroeters Sternwarte die Konstruktionsmerkmale eines Herschel-Teleskops kennen zu lernen; mit dem Vorsatz, selbst ähnliche Spiegelfernrohre bauen zu können. Er entwickelte in Lilienthal eine neue Legierung für den Spiegelguss, schliff zahlreiche große und kleine Spiegel – so auch den ersten von zwei Spiegeln für Schroeters großes 27-füßiges Teleskop.

So entstand auch das 7-füßige Teleskop, welches im Jahre 1813 mit Johann Wolfgang von Goethes Vermittlung an die neu erbaute Sternwarte in Jena kam und dort die Jahrhunderte überdauerte.

Das Original-Instrument war als Leihgabe des Astrophysikalischen Instituts der Friedrich-Schiller-Universität Jena zur Tagung der Astronomischen Gesellschaft im September 2000 in Bremen und Lilienthal für ein Jahr nach Lilienthal gekommen. 

In den folgenden 4 Monaten fertigten H.-J. Leue aus Hambergen und Mitarbeiter einen 1:1 - Nachbau des Teleskops an.

Der Fernrohr-Nachbau symbolisiert nicht nur den hohen handwerklichen Stand der Lilienthaler Teleskop-Fertigung unter Schrader und Schroeter, er eröffnet zugleich die Möglichkeit, Himmelsbeobachtungen mit den instrumentellen Mitteln an der Wende zum 19. Jahrhundert nachzuvollziehen, um die Leistungen der damaligen Beobachter besser bewerten zu können. 

Das Spektakel des Abends war eine in Szene gesetzte Marsbeobachtung vom 31. Juni 1798: 

In den frühen Morgenstunden vor mehr als zweihundert Jahren fand eine streifende Marsbedeckung durch den Mond statt, deren Daten und Beschreibung überliefert sind.
Johann Hieronymus Schroeter beobachtete mit dem 13-füßigen Schrader-Teleskop, sein damals 12-jähriger Sohn Johann Friedrich mit dem 7-füßigen und Karl-Ludwig Harding, der Entdecker des Kleinplaneten Juno, mit dem 10-füßigen Refraktor von Dollond die Bedeckung sowie Oberflächendetails auf dem roten Planeten.

Die von H.-J. Leue für die Szene aufbereiteten Texte wurden dem Werk „Areographische Beyträge zur genauern Kenntnis und Beurtheilung des Planeten Mars" entnommen.

Wegen der Erkrankung designierter Schauspieler übernahmen Vereinsmitglieder die Rollen:

  • J.H. Schroeter – Klaus-Dieter Uhden (AVL)

  • J.F. Schroeter (Sohn) – Peter Steinecke (AVL),

  • K.L. Harding – Andreas Vogel (Mitarb. des Olbers-Planetariums Bremen)


Etwa achtzig Besucher fanden sich im Amtsgarten hinter der Klosterkirche St. Marien ein – nur ca. 50 Meter von der Stelle entfernt, an der Schroeters erstes Observatorium stand, um einen Blick durch das nachgebaute Fernrohr und durch zahlreiche Teleskope von Vereinsmitgliedern auf den Mond zu werfen.

Auch für das leibliche Wohl der Gäste war mit Käse, Brot, Punsch und Wein gesorgt worden.

(Fotos: E-J. Stracke, AVL)

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