M86 bis NGC 4438

M86 bis NGC 4438

Der Virgo-Galaxienhaufen stellt die größte und massereichste Ansammlung von Galaxien in unserer galaktischen Umgebung dar. In keinem anderen Gebiet lassen sich derart viele und verschiedenartige Galaxien unterschiedlichster Größe untersuchen.  In "nur" 55 bis 65 Millionen Lichtjahren Entfernung haben wir es hier mit mehr als 2500 Galaxien zu tun. Der Galaxienhaufen ist so groß, dass man sogar drei Zentren unterscheidet. Für die meisten Astronomen gilt aber der Bereich um die beiden Riesengalaxien Messier 84 und Messier 86 als DAS Zentrum. Messier 84 bildet hier den Einstieg in eine ganze Kette von Galaxien, die nach ihrem Entdecker, Benjamin Markarian, Markarians Galaxienkette benannt wurde. In einem geschwungenen Bogen erstreckt sich diese Kette verschiedenster Galaxien von M 84 aus nach Nordosten und endet bei der Spiralgalaxie Messier 88.

In der hier gezeigten Aufnahme handelt es sich um einen Ausschnitt der Galaxienkette von M 86 bis zu den beiden wechselwirkenden Galaxien NGC 4438 und NGC 4435. Für viele ist es der vielleicht spannendste Bereich, der im Virgohaufen zu finden ist. Dominiert wird das Bildfeld von der elliptischen Riesengalaxie M 86. Nach neuen Erkenntnissen formen sich Riesengalaxien dieser Art durch die Verschmelzung kleinerer Galaxien. Die damit verbundene enorme Aktivität innerhalb der neuen Galaxie sorgt für heftigste Sternentstehung und der Bildung eines superschweren Schwarzen Lochs. Nach nur wenigen Millionen Jahren werden dabei  enthaltenes Gas und Staub zu Sternen verarbeitet und die weitere Sternentstehung kommt schnell zum Erliegen. Jetzt blicken wir in M 86 ausschließlich auf ältere Sterne, die in der typischen gelblichen Färbung deutlich werden. M 86 hat eine enorme Ausdehnung. Bei ihrer scheinbaren Größe von ca. 160000 Lichtjahren weist sie ein Vielfaches der Masse unserer Milchstraße auf.

Östlich von M 86 fällt natürlich das wechselwirkende Pärchen NGC 4438-35 auf. Beide Galaxien müssen eine enge Begegnung, wenn nicht sogar eine Kollision erfahren haben. Dabei wurde der kleineren NGC 4435 nahezu sämtliches Gas und Staub entrissen und von NGC 4438 einverleibt. Das deutlich verzogene Staubband lässt diesen Prozess noch erahnen - es ist klar zu sehen, dass es in Richtung NGC 4435 hingebogen ist.

Auch die weiteren umgebenden Galaxien zeigen ausgeprägte Strukturen. Besondere Aufmerksamkeit möchte ich aber noch auf den Hintergrund lenken. In dieser Aufnahme ist es gelungen, den großen Reichtum an Galaxien dieser Region deutlich zu machen. Die zahlreichen kleinen nebligen Flecken werden von irregulären Zwerggalaxien des Virgohaufens und von weit entfernten Hintergrundgalaxien gebildet.

Die Aufnahme:
Durch einen konsequenten Umbau der Fernrohroptik konnte das System mit einem Öffnungsverhältnis von 1:3,4 so lichtstark eingerichtet werden, dass diese Tiefe in der Aufnahme erreicht wurde.

Die Aufnahmedaten:
Luminanz: 27x 10 min, R, G, B: je, 16x 10 min
Aufnahmeoptik: 14"-Newton bei f/3,4
Kamera:  Atik 4000

Besonderheiten:
Bedingt durch die im Mai kürzer werdenden Nächte, mussten die Aufnahmen in sechs verschiedenen Nächten gewonnen werden.  

© Foto und Tex: Gerald Willems (AVL) 

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