Leuchtende Nachtwolken über Norddeutschland
Astroobjekt des Monats August 2025
Leuchtende Nachtwolken (Noctilucent Clouds, NLC) sind in den Sommermonaten Juni und Juli zu beobachten. Während normale Wolken eine Höhe bis zu 15 km erreichen, entstehen die Leuchtenden Nachtwolken in 81-85 km, oberhalb der Mesosphäre in der Mesopause. Bei Temperaturen von unter -150 Grad, dem absoluten Temperaturminimum der Erdatmosphäre, kristallisieren kleine Eiskristalle an Staubpartikeln. Zwar steht die Sonne dann längst hinter dem Horizont, aber die Wolken werden aufgrund ihrer Höhe immer noch von ihr beschienen. Das durch die Eiskristalle gestreute Licht lässt die Wolken dann vermeintlich leuchten, weshalb diese Namensgebung zustande gekommen ist.
Die meisten Sichtungen in Norddeutschland gibt es in den Monaten um die Sommersonnenwende weit nach dem Sonnenuntergang (ab 23 Uhr) oder morgens in der ersten Dämmerung (3-4 Uhr). Leuchtende Nachtwolken tauchen meist im Nordwesten bis Nordosten als leuchtende faserige Wolken auf. Auch die AVL-Fotogruppe war wieder unterwegs, um dieses bis heute noch nicht vollständig verstandenes Phänomen einzufangen. Ich hatte am 02. Juni zum ersten Mal in diesem Jahr NLC sehen können, was sehr früh war. So auch Mats van den Hoogen, der in den Hammewiesen sich auf die Lauer legte und dabei sogar auch noch ein schwaches Polarlicht einfangen konnte (Bild 1). Während zu diesem Zeitpunkt die NLC noch relativ zurückhaltend waren, änderte sich das Ende Juni an gleich zwei Abenden. Am 29. Juni war ich abends beim Grillen bei Freunden und kam erst gegen Mitternacht wieder nach Hause zurück. In Borgfeld konnte man bereits die NLC am Horizont über dem Wohngebiet ausmachen, aber bei der Durchfahrt durch Lilienthal brannte förmlich der Himmel. Daher bin ich auch noch einmal wieder losgefahren, um bei Wilstedt die NLC bei den Windrädern bis 1:30 Uhr einzufangen (Bild 2). Einen Abend später war auch Jürgen Adamczak in Schwanewede (Neuenkirchen) mit seiner Kamera unterwegs. Im Gegensatz zu anderen Aufnahmen fertigte er dabei sogar eine Startrails-Serie an, was dem Bild noch einmal einen interessanten Aspekt durch die Erddrehung gibt (Bild 3).
Auch Volker Kunz versuchte am ersten Abend das Phänomen in einem Video (alle 5 Sekunden eine Aufnahme, 734 Bilder, Video 1) darzustellen, was schön gelungen ist. Zusätzlich ist von ihm hier auch eine Einzelaufnahme zu sehen (Bild 4). Das wurde ebenfalls von Torsten Lietz gemacht, der in Hambergen unterwegs war und dort die Bewegungen der NCL festhalten wollte (5 s Belichtung, 220 Bilder, Video 2). Zusätzlich wurden von ihm ein Panoramabild aus 15 Aufnahmen angefertigt, um die ganze Bandbreite der NLC aufnehmen zu können (Bild 5). Jürgen Ruddek fotografierte am Borgfelder Deich kurz nach Mitternacht in Richtung Lilienthal (Bild 6), während Alfons Vollmer (Bild 7) einen Abend später nach Mitternacht in Osterholz-Scharmbeck am Bahnübergang in Richtung Melchers Hütte ebenfalls das seltene Phänomen beobachten konnte. Auch ich war am zweiten Abend erneut unterwegs, aber dieses Mal in Seebergen, da ich einen anderen Vordergrund für die Bilder haben wollte. Dort entstand ein Panoramabild aus drei Aufnahmen (Bild 8). Auch Ernst-Jürgen schickte ein Bild aus seinem Wohnort Laboe in Schleswig-Holstein zu (Bild 9). Hieran kann man schön den Höhenunterschied zwischen normalen Wolken und den NCL feststellen. Zwei hintereinanderliegende Nächte mit NLC sind ebenfalls als sehr selten zu bezeichnen. Am dritten schönen Abend waren sie dann auch wieder verschwunden.
Video 1 - Volker Kunz
Video 2 - Torsten Lietz
Am 26. April 2007 wurde der Erdbeobachtungssatellit Aeronomy of Ice in the Mesosphere (AIM) gestartet, um das Phänomen der NLC zu untersuchen. Der Ursprung der Kristallisationskerne konnte trotzdem bis heute noch nicht endgültig geklärt werden. Es bleibt daher auch wissenschaftlich relevant sie weiter zu beobachten.
Aufnahmedaten:
Bild 1: Mats van den Hoogen
Kamera: Nikon Z6ii
Objektiv: Nikon Z 24-120mm
Belichtung: 4 s
ISO: 3.200 ASA
Brennweite: 24 mm
Blende: f/4
Ort: Hammewiesen
Datum: 02. Juni 2025 um 23:55 Uhr
Bild 2: Dr. Kai-Oliver Detken
Kamera: Canon EOS 90Da
Objektiv: Canon Zoomobjektiv EF 24-70mm F2.8L II USM
Filter: OWB-Filter von Astronomik (Original White Balance)
Belichtung: 1/6s
ISO: 3.200 ASA
Brennweite: 24 mm
Blende: f/2.8
Ort: Wilstedt
Datum: 29. Juni 2025 um 01:08 Uhr
Bild 3: Jürgen Adamczak
Kamera: Canon EOS 650D
Belichtung: 2.5s
ISO: 400 ASA
Brennweite: 18 mm
Blende: f/3.5
Ort: Schwanewede (Neuenkirchen)
Datum: 30. Juni 2025 von 00:14-01:20 Uhr
Bild 4: Volker Kunz
Kamera: Canon EOS Rp
Objektiv: Canon EF24-105mm f/4L IS II USM
Belichtung: 1/3s
ISO: 2.500 ASA
Brennweite: 42 mm
Blende: f/4
Ort: Bremen Findorff
Datum: Nacht vom 28. auf den 29. Juni 2025
Bild 5: Torsten Lietz
Kamera: Canon EOS 6D
Objektiv: Canon EF100-400mm f/4.5-5.6L IS USM
Belichtung: 5s
ISO: 800 ASA
Brennweite: 220 mm
Blende: f/5
Ort: Hambergen
Datum: 30. Juni 2025 von 01:12-02:41 Uhr
Bild 6: Jürgen Ruddek
Kamera: Smartphone Samsung SM-G780F
Belichtung: 1/10 s
ISO: 3.200 ASA
Brennweite: 5.4 mm
Blende: f/1.8
Ort: Borgfelder Deich
Datum: 29. Juni 2025 00:02 Uhr
Bild 7: Alfons Vollmer
Kamera: Smartphone Samsung S20 Ultra
Belichtung: 1/8s
ISO: 1250 ASA
Brennweite: 7 mm
Blende: f/1.8
Ort: Osterholz-Scharmbeck
Datum: 30. Juni 2025 00:28 Uhr
Bild 8: Dr. Kai-Oliver Detken
Kamera: Canon EOS 90Da
Objektiv: Canon Zoomobjektiv EF 24-70mm F2.8L II USM
Filter: OWB-Filter von Astronomik (Original White Balance)
Belichtung: 4 s
ISO: 400 ASA
Brennweite: 24 mm
Blende: f/2.8
Ort: Seebergen (Grasberg)
Datum: 30. Juni 2025 um 00:23 Uhr
Bild 9: Ernst-Jürgen Stracke
Kamera: Smartphone Samsung S24
Belichtung: 1/20 s
ISO: 2000 ASA
Blende: f/1.8
Ort: Laboe (Schleswig-Holstein)
Datum: 29. Juni 2025 22:58 Uhr
© Text: Dr. Kai-Oliver Detken (AVL)