Polarlicht - Farbspiele im nördlichen Lappland

Polarlicht - Farbspiele im nördlichen Lappland

Polarlicht, die Aurora Borealis, dieses faszinierende Ereignis, wollte ich schon immer einmal live erleben. Seit über 10 Jahren verfolge ich die Polarlichtwarnungen von Meteoros.de in der Hoffnung, mal ein Polarlicht hier bei uns zu sehen. Ende März bis Anfang April 2017 reiste ich mit zwei Freunden nach Lappland nördlich des Polarkreises, bis an die Beringsee; nicht nur um Polarlichter zu beobachten, sondern auch, um seltene Vogelarten zu entdecken sowie die Magie der norwegischen Tundra mit ihren tiefblauen Fjorden und die Schönheit malerischer Fischerdörfer im Winter zu erleben.

Unsere "Polarlicht-App" informierte uns jeden Abend rechtzeitig über die Stärke der geisterhaft wirkenden Himmelerscheinungen, die genauso selten wie atemberaubend sind. Bereits in Oulu in Finnland an der nördlichen Ostsee bekamen wir am 28. März 2017 zum ersten Mal einen Eindruck hiervon. Mit unserem Fotoequipment machten wir uns auf den Weg nach einem geeigneten Platz und sahen gegen 22 Uhr die immer intensiver werdenden Polarlichter. Bis Mitternacht bestaunten und fotografierten wir dieses einmalige Naturschauspiel. Die eisige Kälte von deutlich unter -10°C machte uns jedoch, trotz ausreichend warmer Bekleidung, sehr zu schaffen. Nach etwa 2 Stunden packten wir unsere Kameras mit den Weitwinkelobjektiven und Stativen ein und suchten unsere mollig warme Unterkunft auf. An insgesamt fünf Abenden wiederholten wir unsere nächtlichen Exkursionen. Ein stabiles Hochdruckgebiet sorgte auf der gesamten Reise für ein schönes klares Wetter. Unsere Suche nach dem perfekten Foto und unsere Geduld wurden am 30. März 2017 belohnt. Über die Aurora- App wurde gegen 21 Uhr ein Polarlicht der Stärke Kp 5 angekündigt. An diesem Tag entstand gegen 23 Uhr das Foto des Monats in Vestre Jakobselv am Varanger Fjord, 70,1° Nord. Obwohl die Sonne bereits um 19 Uhr untergeht, gibt es keine astronomische Dämmerung mehr. Das bedeutet, dass der Himmel nicht mehr ganz dunkel wird. In den Sternbildern Krone, Bootes und Herkules bis hoch zum Großen Bären erstrahlte das Nordlicht besonders intensiv. Das Schauspiel steigerte sich von einem sanften grünen Leuchten am östlichen Horizont bis hin zu wabernden vorhangartigen Strukturen, die sich schließlich über den Zenit hinaus bis zum westlichen Horizont erstreckten. Zeitweilig waren auch rötliche und violette Strukturen mit bloßem Auge erkennbar. Hier reichten selbst die 14mm Brennweite nicht aus, ein Fischauge wäre das perfekte Objektiv dafür gewesen.

Die Lichtshow am nächtlichen Himmel war für uns ein besonderes und unvergessliches Erlebnis. So schön kann die Wissenschaft sein, denn Polarlichter sind physikalische Prozesse. Sie entstehen, wenn elektrisch geladene Teilchen des Sonnenwinds aus der Magnetosphäre in den oberen Schichten der Erdatmosphäre auf Stickstoff- und Sauerstoffatome treffen und diese ionisieren. Letztere lassen das Polarlicht grün, rot oder blau erscheinen. Daraus entstehen oft Mischfarben in violett, weiß oder gelb.

Techn. Daten: Canon EOS 1100D mit Walimex Weitwinkelobjektiv 14mm, Blende 4, 800 ASA.
Belichtungszeit: 9  sec. Fotobearbeitung mit Photoshop.

Foto und Text: Jürgen Ruddek

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