Polarlichter über der Hamme bei Worpswede
Astroobjekt des Monats Dezember 2025
In den frühen Morgenstunden des 13. November 2025 zeigte sich über Norddeutschland intensives Polarlicht. Von der Brücke über die Hamme beim Gasthaus Schamaika im Teufelsmoor entstand diese Aufnahme von Jan Sokoll eines klar strukturierten, pinkfarbenen Aurorafeldes – in unseren Breiten weiterhin ein seltenes Ereignis. Das Bild ist so eindrucksvoll geworden, dass es auch im NDR-Fernsehen in der Sendung „Hallo Niedersachsen“ am gleichen Tag abends gezeigt wurde.
Für ein gelungenes Polarlichtfoto müssen klare Sicht, Dunkelheit, geomagnetische Aktivität und ein störungsfreier Moment zusammenkommen – oft begleitet von etwas Glück. Hier ist Geduld gefragt. Lange blieb der Himmel ruhig, bis sich kurz nach fünf Uhr morgens plötzlich deutliche Strukturen am Nordhorizont zeigten. In dieser kurzen Phase nahezu idealer Bedingungen entstand das Bild. Aufnahmen mit längerer Belichtungszeit verstärken Farben und Strukturen häufig, aber nicht zwingend. Manche Aurorae wirken fotografisch stärker, andere sind auch visuell eindrucksvoll sichtbar.
Das Polarlicht fiel in den Höhepunkt eines starken geomagnetischen Sturms. Ein erdgerichteter koronarer Massenauswurf (CME), ausgelöst durch einen X5.1-Flare am 11. November 2025, traf die Erde mit rund 1500 km/s. Die negativ orientierte Bz-Komponente des mitgeführten Magnetfelds ermöglichte eine besonders effiziente Rekonnexion und damit einen starken Energieeintrag in die Magnetosphäre – die Grundlage für sichtbare Aurorae bis nach Norddeutschland. Die kräftigen Pink- und Violetttöne entstehen überwiegend durch Emissionen von ionisiertem Stickstoff (N₂⁺) in Höhen um 90–120 km. Da aus Norddeutschland flach in das Auroraoval geblickt wird, dominieren diese tieferen Schichten. Die vertikalen Strahlenstrukturen („Rays“) sind typisch für energiereiche Phasen eines Sturms. Sie entstehen durch Elektronen, die entlang der geomagnetischen Feldlinien in die Atmosphäre stürzen und dort säulenförmige Emissionszonen erzeugen.
Der Sonnenzyklus 25 befindet sich in einer aktiven Phase. Starke CMEs treten derzeit vermehrt auf, wodurch sich Beobachtungsmöglichkeiten in Norddeutschland häufen. Für interessierte Beobachter lohnen klare Nächte in diesem Winterhalbjahr besonders – Polarlicht-Apps helfen bei der Einschätzung vielversprechender Zeiträume. Das Polarlicht vom 13. November 2025 gehört zu den eindrucksvolleren Aurora-Ereignissen der vergangenen Jahre in Deutschland. Die intensive Pinkfärbung, die markanten Strahlen und der Zeitpunkt im Maximum des geomagnetischen Sturms machen die Aufnahme zu einer besonderen Dokumentation der aktuellen Sonnenaktivität.
Aufnahmedaten:
Kamera: Nikon D7200 (nicht astromodifiziert)
Objektiv: Tokina AT-X PRO 11–16 mm
Brennweite: 11mm
Blende: f/2.8
Belichtungszeit: 10s
ISO: 1250
Aufnahmeort: Brücke über die Hamme beim Gasthaus Schamaika im Teufelsmoor
Aufnahmedatum: 13. November 2025, 5:19 Uhr morgens
© Foto und Text: Jan Sokoll (AVL)