IC 1805 - der Herznebel in der Kassiopeia

IC 1805 - der Herznebel in der Kassiopeia

Zwischen Perseus und Kassiopeia befinden sich zwei gewaltige Molekülwolken, die bei erster Betrachtung praktisch nicht auffallen. Wären dort nicht kleine und größere offene Sternhaufen eingebettet, würden diese Gas- und Staubwolken kaum Beachtung finden. Erst mit Hilfe der Fotografie werden die umgebenden Wolkenkomplexe sichtbar. Es handelt sich um IC 1805 und IC 1848, die hier mit einer scheinbaren Ausdehnung von ca. vier Grad ein riesiges Himmelareal überspannen.

Ich möchte die Aufmerksamkeit auf den westlichen Wolkenkomplex IC 1805 lenken. Der so genannte Herznebel  überdeckt allein ein Gebiet von 1 x 1 Grad. Seinen Namen verdankt er der sehr an ein Herz erinnernden Form. Im Zentrum des Herznebels befindet sich der offene Sternhaufen Melotte 15, der sich hier auf ca. 20 x 20 Bogenminuten ausdehnt. Umgeben ist dieser Sternhaufen von bizarr anmutenden Gas- und Staubgebilden, die der gesamten Szenerie ein ausgesprochen dynamisches Aussehen verleihen. Auch der zentrale Sternhaufen ist noch von riesigen Mengen an Molekülwolken umgeben und durchsetzt, aus denen der Sternhaufen selber einmal entstand. Hier befindet sich eine aktive Brutstätte neuer junger Sterne, von denen wir in der Aufnahme die bereits vollständig ausgebildeten sehen. Im Innern vollzieht sich weitere Sternentstehung, die von den umgebenden Molekülmassen gespeist werden. Der enorme Strahlungsdruck hat inzwischen den gesamten Nebelkomplex auseinander geblasen. Die in der Aufnahme sichtbaren bizarren Strukturen im südöstlichen Bildrand zeigen Erodierungsvorgänge, wie sie typisch für derartige Nebelgebiete sind.

Was geschieht hier?
Zum einen werden die vorhandenen Wasserstoffatome durch die energiereiche UV-Strahlung der heißen O- und B-Sterne ionisiert und damit zum Leuchten angeregt. Gleichzeitig transportiert der Strahlungsdruck Materie nach Außen, wo er mit der bereits vorhandenen Materie kollidiert. An den Kollisionsstellen erscheinen schmale helle Bereiche die in der Wissenschaft als "Bright Rims" bezeichnet werden. Die umgebenden Molekülwolken werden auf diese Weise immer weiter nach Außen gedrängt und durch Sternentstehung abgebaut. Es sind also Prozesse im Gang, die diese Gebiete in astronomisch kleinen Zeiträumen ständig verändern. Hier können wir diese ablaufenden Prozesse verfolgen und an Hand zahlreicher ähnlicher Beispiele deuten.

Die vorliegende Aufnahme zeigt einen Ausschnitt des Herznebels. Mit ca. 42 x 42 Bogenminuten sehen wir das Zentrum im rechten oberen Teil der Aufnahme und die besonders bizarr wirkenden Randbereiche im linken unteren Teil.
Den kompletten Herznebel sehen Sie hier!

Die Aufnahme wurde mit Schmalbandfiltern aufgenommen und in der Technik der Hubble-Palette bearbeitet. Dabei wird [S-II] rot, H? grün und [O-III] blau zugeordnet.
Insgesamt wurde diese Aufnahme acht Stunden belichtet.
Aufnahmegerät war ein 14"-Newton bei einer Brennweite von 1200 mm.
Als Kamera kam eine Atik 4000 M zum Einsatz.

Foto und Text: © Gerald Willems (AVL)

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