Messier 1 der Krebsnebel – 2007 bis 2018
Foto des Monats Februar 2018
Jeder von uns dürfte Messier 1, den Krebsnebel, kennen. Charles Messier fügte dieses diffuse Objekt als ersten Eintrag in seine Liste nebliger Objekte ein, um ihn nicht mit einem Kometen zu verwechseln, nach dem er so oft es ging Ausschau hielt. Am 28. August 1758 entdeckt Messier dieses neblige Objekt. Messier war aber nicht der Erste, der diesen Nebel sah. Schon im Jahr 1732 konnte John Bevis eine erste Sichtung verzeichnen. Als der dritte Erl of Ross 1844 diesen Nebel beobachtete und zeichnete, gab er ihm den Namen Crab Nebula - Krebsnebel. Die Form eines Krebses hat dieser Nebel nur bei rein visueller Betrachtung. Fotografien geben einen anderen Eindruck. Fotografien sind es, die auf die Ursprünge dieses Nebels schließen lassen. Und damit möchte ich mich im Nachfolgenden beschäftigen.
Vor fast 1000 Jahren, nämlich im Jahr 1054, beobachteten Chinesische Astronomen einen neuen Stern im Sternbild Stier. Auch Arabische Astronomen konnten diese Erscheinung beobachten, weshalb es heute verwundert, dass es von Mitteleuropa aus keine Aufzeichnungen dazu gibt. Bis zu einem Jahr nach seiner Erscheinung, soll dieser Stern beobachtbar gewesen sein. Heute wissen wir, dass sich dort im Stier eine Supernova ereignet hatte. Es ist ein massereicher Stern explodiert, der die überwiegenden Anteile seiner Materie in den Raum geschleudert hat. Heute sehen wir also auf die Überreste dieses Sterns. Folgerichtig bezeichnet man diese Art von Nebel als Supernova-Überrest.
Jetzt wird klar, dass sich die Materie des ehemaligen Sterns vom Mittelpunkt immer weiter nach Außen in den Raum ausbreiten muss. Es müsste also möglich sein, diesen Vorgang über einige Jahre hinweg beobachten zu können - und so ist es auch. Die Fachastronomie hat dazu schon vor Jahren Daten veröffentlicht. Wie sieht es aber für uns Amateure aus? Beispielsweise könnten wir unsere Aufnahmen mit denen der Profis vergleichen. Dabei zeigt sich tatsächlich, dass die Ausbreitung dieses SN-Überrests deutlich zu sehen ist. Nun habe ich aber vor etwas über 10 Jahren diesen Nebel bereits einmal in hoher Auflösung aufgenommen - wie sieht es aus, wenn ich mich nur auf diese Aufnahme von 2007 und der aktuellen stütze? Das Ergebnis ist eindeutig: auch über diesen Zeitraum lässt sich die Ausbreitung des Krebsnebels klar erkennen.
Jetzt mutig geworden, wollte ich auch messtechnisch an die Beurteilung der Aufnahmen gehen. Dazu habe ich das Bildfeld der Kamera-Optik berechnet und komme auf eine Bildfeldbreite von 36 Bogenminuten und damit auf einen Maßstab für die weitere Berechnung. Nachdem ich über eine ganze Reihe von Berechnungsschritten die Strecke der Ausbreitung in den Randbereichen des Krebsnebels bestimmen konnte, kam ich auf eine Strecke von 0,07878 Lichtjahren. Umgerechnet in km ergibt das 74,53 Milliarden km innerhalb von 10 Jahren. Die Entfernung von M1 muss für dieses Vorgehen bekannt sein. Einheitliche Angaben gehen von 6500 Lichtjahren aus. Damit haben wir alle Daten, um auch auf die Ausbreitungsgeschwindigkeit zu schließen. Der Wert, der sich dabei ergibt, beträgt 2363 km/s. Kann das stimmen? Nun, die Fachastronomie bietet Angaben von 1500 bis 2500 km/s. Abhängig von dem Gebiet im Krebsnebel. Damit befinde ich mich mit meinen Ergebnissen in einem sehr akzeptablen Bereich. Ist es nicht bemerkenswert, was wir Amateure mit unseren heutigen Möglichkeiten realisieren können?
Daten zur Aufnahme:
Messier 1-2018:
Teleskop: 14"-Newton mit 1200 mm Brennweite
Kamera: Atik 460 EXm
Aufnahmen: L: 15x 10 min, R, G, B: je: 9x 10 min, Ha: 20x 10 min, [O-III]: 12x 10 min, - Gesamt: 12,3 h
Messier 1-2007:
Teleskop: 12"-Newton mit 1720 mm Brennweite
Kamera: Atik 4000 M
Sehr anschaulich wird die Ausbreitung des Krebsnebels in dieser GIF-Animation:
© Fotos und Text: Gerald Willems (AVL)