NGC 1333 - Sternentstehung im Perseus

NGC 1333 - Sternentstehung im Perseus

Foto des Monats Januar 2021

In der einschlägigen Literatur wird NGC 1333 als ein Reflexionsnebel katalogisiert. Tatsächlich ist er aber nur ein Teil des großen "Perseus - Molekularwolken - Komplexes" in der Assoziation OB2, der in englischsprachigen Facharbeiten meist einfach "Perseus Cloud" genannt wird. Der gesamte Wolkenkomplex erstreckt sich über ein Gebiet von ca. 1° x 4° und befindet sich ca. 4° westlich von zeta Persei, wobei sich das gesamte Gebiet von dort aus in west-süd-westliche Richtung erstreckt. Der eigentliche Reflexionsnebel wurde übrigens von Eduard Schönfeld 1855 entdeckt und als NGC 1333 in den Katalog aufgenommen. Von den vielfältigen weiteren Objekten in dem umgebenden Wolkengebilde hatte man zu dieser Zeit natürlich noch keine Vorstellung.

NGC 1333 ist zusammen mit der Molekülwolke und mit einem Abstand von  700 bis 1150 Lichtjahren eines der uns am nächsten gelegenen Gebiete mit äußerst aktiver Sternentstehung. Das ist auch der hauptsächliche Grund, warum dieses Nebelgebiet für die Wissenschaft so interessant ist. Gas und Staub sind in der Molekülwolke dicht genug, um zu verschiedenen Erscheinungen der Lichtemission zu führen. Dominierend ist sicher der eigentliche Reflexionsnebel. Das Licht des zentral gelegenen hellen Sterns innerhalb der blau erscheinenden Nebelregion wird durch Gas und Staub zerstreut und reflektiert als blaue Nebelregion. Soweit kennen wir das auch von den meisten Reflexionsnebeln, die wir in den Spiralarmen der Milchstraße finden.

Das, was uns aber besonders interessiert, wird zum großen Teil durch dichte Gasmoleküle und Staub verdeckt. Innerhalb der Wolken befinden sich zahlreiche Sternhaufen, die nur durch ihre Infrarot-Strahlung von entsprechenden Teleskopen erfasst werden können. Diese äußerst jungen Sternhaufen sind ausnahmslos jünger als eine Million Jahre und werden "young stellar objects" (YSO's) genannt. Mit dem Weltraumteleskop Spitzer sind inzwischen diese verborgenen Objekte im Infrarot-Licht untersucht worden. Die Auswirkungen einiger dieser Objekte erscheinen allerdings auch im sichtbaren Lichtspektrum und machen das umgebende Nebelgebiet um NGC 1333 auch für uns Amateure zu einem besonders reizvollen Objekt.

Auffällig sind einige kleine rote Bereiche, die man auf den ersten Blick für kompakte H-II-Gebiete halten könnte. Es handelt sich um Objekte, die George Herbig und Guillamero Haro in den Jahren nach 1940 unabhängig voneinander genauer untersuchten. Nach den ersten Untersuchungen vermutete man im Innern dieser Herbig-Haro-Objekte, so werden diese rot erscheinenden kompakten Regionen genannt, schwach leuchtende heiße Sterne. Das gänzliche Fehlen der dazugehörigen Infrarotstrahlung warf diese Theorie aber wieder über den Haufen. Dennoch gibt es einen Zusammenhang zwischen den im Infraroten sichtbaren jungen Sternen und den HH-Objekten. 

HH-Objekte werden ausnahmslos von sehr jungen Sternen erzeugt. Teilweise sind es noch Protosterne, die sich gerade in der dichten Gas- und Staubwolke bilden. In den frühen 1980ern hatte man festgestellt, dass die HH-Objekte jetartige Formen aufweisen. Die Nähe zu einem der jungen Sterne ließ jetzt den Schluss zu, dass es einen Zusammenhang zwischen den HH-Objekten und den noch in der Entwicklung befindlichen sehr jungen Sternen geben müsste. Junge Sterne besitzen in den ersten hunderttausend Jahren ihrer Existenz sehr oft noch eine Akkretionsscheibe. Das Innere dieser Scheiben rotiert sehr stark. Das Material heizt sich auf, es bildet sich Plasma, in dem starke elektrische Ströme erzeugt werden und es zur Ausbildung von Magnetfeldern kommt. Diese Vorgänge erzeugen einen senkrecht auf der Scheibe stehenden polaren Jet aus ionisiertem Plasma. Bei der Kollision des Jets mit der interstellaren Materie kommt es zu Lichtemissionen.

Herbig-Haro-Objekte sind ein anschauliches Beispiel für die vielfältigen Arten der Lichtemission in Molekülwolken. Zumal die gesamte Region leicht zugänglich ist und auch für Beobachter etwas zu bieten hat.

Aufnahmedaten:
September 2020, Grasberg/Otterstein
14“-Newton, 1200 mm
Kamera: Atik 460 EXm
Belichtung: L: 45 x 10 min; R, G, B je 12 x 10 min
Gesamtbelichtungszeit 13 h 30 min

© Foto und Text: Gerald Willems (AVL)

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