NGC 281 - ein Emissionsnebel in der Cassiopaia

NGC 281 - ein Emissionsnebel in der Cassiopaia

 Die sommerliche Milchstraße bietet uns zurzeit eine große Zahl an interessanten Objekten, die eine Beobachtung oder Fotografie lohnen. Vom Horizont aus im Sternbild Schütze, bis über den Zenith hinaus zum Cepheus ist die Bühne prall gefüllt mit den verschiedensten Objekten. Offene Sternhaufen und die verschiedensten Nebelgebiete dominieren das Erscheinungsbild. Durchzogen ist das Band der Milchstraße darüber hinaus mit kleinen und großen Dunkelwolken aus Staub, die den Blick in den weiteren Hintergrund verhindern.


Knapp ein Grad östlich von Shedir (alpha cas) befindet sich ein äußerst interessanter Emissionsnebel. NGC 281 oder auch Pacmannebula, wie dieses Nebelgebiet seit Neuerem genannt wird, bildet hier eine eindrucksvolle Erscheinung. Wie of bei derartigen Gebieten, besteht dieser Nebel aus verschiedenartigen Bestandteilen. Im Wesentlichen ist es Wasserstoff, der durch heiße und energiereiche Sterne angeregt wird und im tief roten Bereich leuchtet. Umgeben ist dieser Wasserstoff von dunklem kalten Staub, der den Blick auf den Hintergrund behindert. Zusammen mit neutralem Wasserstoff stellen diese Molekülwolken die ausgeprägten Strukturen dar, die solche Nebelgebiete besonders interessant machen. Der eingebettete Sternhaufen, IC 1590, der  innerhalb dieses Gebietes entstanden ist, rundet das Erscheinungsbild ab.


Innerhalb dieser dunklen Wolkengebilde formen sich weitere junge Sterne. Im Zentrum des Packmannebula haben diese Sterne eine Höhlung in den Wolkenkomplex geblasen. Dass die Sternentstehung noch lange nicht abgeschlossen ist, machen die im Zentrum befindlichen kompakten Staub- und Gasgebilde deutlich. Es sind Bock-Globulen, die nach ihrem Entdecker benannt wurden. Bart Bok hatte 1947 derartige Objekte untersucht und als erster erkannt, dass es sich um Objekte handelt, in denen Sterne neu entstehen, aber sich noch lange vor der Frühphase der Sternentwicklung befinden. Erst mit der Hilfe der Infrarot-Fotografie konnte man in diese kompakten Molekülwolken vordringen. Somit schließen diese Gas- und Staubgebilde eine Kette von Entwicklungsschritten, mit denen wir die Sternentstehung und somit wichtige Prozesse im Kosmos besser verstehen können.


Diese Fotografie ist eine reine Schmalbandaufnahme. Nach dem Vorbild der Hubble-Palette wurden Filter in H-Alpha, [O-III] und [S-II]-Filter verwendet. Angeregter Wasserstoff, Sauerstoff und Schwefelgas waren also für die Lichtemission verantwortlich. Dominierend ist, wie so oft in derartigen Gebieten, der Wasserstoff, der mit seiner H-Alphalinie im Bereich um 656 nm am stärksten und mit den deutlichsten Strukturen erscheint.


Zur Aufnahme:

Ich zeige hier einmal die Aufnahme in den Farben der Hubble-Palette und eine weitere Version als so genannte Bi-Color-Aufnahme. Die Bi-Color-Technik beschränkt sich auf zwei Farben, bestehend aus H-alpha und [O-III]. Die Methode dazu wurde von dem renommierten Astrofotografen Steve Cannistra entwickelt. Aus H-Alpha und [O-III] wird dabei ein synthetischer Blaukanal erzeugt, der mit Hilfe eines recht aufwendigen Verfahrens zu einem Farbbild führt. Die Vorteile sind einerseits die weniger benötigten Aufnahmen für [S-II] andererseits ermöglicht dieses Verfahren die störenden dunklen Höfe um helle Sterne zu vermeiden. Für die besonders bizarr erscheinende Bok-Globule fast im Zentrum des Nebels habe ich einen Ausschnitt ausgewählt, der die feinen Strukturen dieser Globule bereits auflöst.


Hier findet man zum Vergleich eine Aufnahme des Hubble-Teleskops dazu:
http://imgsrc.hubblesite.org/hu/db/images/hs-2006-13-a-web_print.jpg


Ich muss dazu erwähnen, dass mich eigentlich diese Globule bewogen hatte NGC 281 in dieser Tiefe aufzunehmen.

Die Aufnahmen wurden in vier aufeinander folgenden Nächten gewonnen.

Für H-Alpha wurden  37x 15 min, für [S-II] und [O-III] jeweils 10x 10 min belichtet. Insgesamt waren also rund 12,5 Stunden notwendig, um dieses Ergebnis zu erzielen. Aufnahmeoptik war ein 12"-Newton bei einer Brennweite von 1700 mm. Die verwendete Kamera war eine Atik 4000 M.


Foto und Text ©: Gerald Willems (AVL)

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