40. Jubiläum des Astronomie- und Techniktreffs (ATT) in Essen

Europas größte Astronomie-Messe ATT öffnete am 09. Mai um 10 Uhr wieder ihre Tore und wurde so ganz nebenbei 40 Jahre alt. Im kostenlosen Sonderheft fand daher auch ein ausgiebiger Rückblick zur ATT-Geschichte statt, der durch Besucher-Statements, Anekdoten und Geschichten der Aussteller angereichert wurde. Die Besucherzahl zog in diesem Jahr erneut wieder an und auch die Ausstellerzahl konnte auf insgesamt 42 gesteigert werden. Die ATT ist daher immer eine Reise wert, wenn man sich mit Astro-Freunden und Ausstellern austauschen sowie sich mit den technischen Neuerungen bekanntmachen will.

Mit 42 gewerblichen Ausstellern auf ca. 900 qm hatte die ATT dieses Jahr die zweithöchste Beteiligung der letzten 10 Jahre. Nur im Jahr 2017 waren es noch geringfügig mehr. Während der österreichische Anbieter Lacerta fehlte war ZWOptical aus China zum ersten Mal anwesend und stellte einen eigenen APO, die ASI2600MC-Kamera mit integrierter ASIair-Funktionalität und ihre Smart-Teleskope S50pro und S30pro vor. Letztere unterstützen jetzt auch den parallaktischen Betrieb. Nächstes Jahr wird ZWOptical wiederkommen und seine Standfläche weiter vergrößern, wie der Veranstalter bekanntgab.

Grundsätzlich wurden Smart-Teleskope stark nachgefragt, wie auch das Celestron Origin am Baader-Stand. Dieses kann nun mit einer Polhöhenwiege ausgestattet werden und ebenfalls parallaktisch zum Einsatz kommen. Auch im Vortragsprogramm wurde über Smart-Teleskope in der Praxis diskutiert und wie sie die Astrofotografie verändern. Weiterhin zeigte Celestron seine aktuellen Schmidt-Cassegrain-Teleskope, die sich dank der Rowe-Ackermann-Variante zur Nutzung als Schmidt-Astrograph mit hoher Lichtstärke einer hohen Beliebtheit erfreuen. Baader selbst scheint sich immer stärker in den professionellen Bereich zu engagieren. Das wird beispielsweise bei den Sternwarten-Kuppeln deutlich, die erst ab ca. 40.000 Euro starten. Auch Montierungen (z.B. 10 Micron) und Teleskope (z.B. PlaneWave) werden hauptsächlich im High-End-Bereich angeboten.

Da das Wetter sehr gut war, wie fast immer bei einer ATT-Veranstaltung, konnten draußen auf dem Hof einige Sonnenteleskope ausprobiert werden. So waren beispielweise von der Firma LUNT verschiedene Varianten aufgebaut. Ein LUNT60MT zeigte dabei in H-Alpha ein Livebild der Sonne, bei der sich der große Sonnenfleck AR 4079 gerade verabschiedete, dabei aber auch einige schöne Protuberanzen hinterließ, die das Sonnenteleskop hervorragend abbildete. Mit dem Acuter Elite Phoenix 40 von Optical Vision ist ein neues H-Alpha-Teleskop aufgetaucht, das um einiges günstiger angeboten wird. Evtl. eine interessante Alternativ zu den herkömmlichen Lösungen von LUNT und Coronado.

Während die Astrofarm Kiripotib fehlte, waren mit ATHOS auf La Palma und die Internationale Amateur-Sternwarte IAS in Namibia die üblichen Verdächtigen wieder dabei. Es kam aber auch eine neue Astrofarm in Griechenland mit Hellas-Sky hinzu, die von Christoph Kaltseis beworben wurde. Bei allen drei Veranstaltern kann man Astroreisen buchen, um den Sternhimmel vor Ort zu genießen. ATHOS war zum Zeitpunkt der ATT bis Januar 2026 ausgebucht. So ähnlich sieht es auch bei den anderen Astrofarmen aus. Die Internationale Amateursternwarte (IAS) und Hellas-Sky bieten zusätzlich Remote-Sternwarten an. Eine immer beliebtere Methode, um der Lichtverschmutzung in Zentraleuropa und den Buchungen zu entfliehen.

Teleskop-Service Ransburg war ebenfalls traditionell vor Ort und präsentierte u.a. seine unterschiedlichen Refraktor-Serien sowie die eine vollautomatische Ausstattung, inkl. motorbetriebenen Flatdeckel. Das neue William RedCat 91 wurde dort, wie auch an anderen Ständen, ebenfalls vorgestellt. Die RedCat-Serie von William Optics erfreut sich zunehmender Beliebtheit, weshalb das Modell RedCat 71 mit 350 mm Brennweite nun durch das RedCat 91 mit 448 mm Brennweite ergänzt wurde. Weitere Modelle sind in Planung. Durch das 5-elementige Petzval-Design wird ein farbreines und voll korrigiertes Bildfeld über 50 mm Durchmesser erreicht. Dadurch ist auch der Einsatz von Vollformatkameras möglich. Inzwischen hat sich William Optics von dem Helical-Okularauszug, dass wie bei Teleobjektiven funktioniert, getrennt und bietet bei RedCat-Modellen nur noch die Innenfokussierung mittels William Internal Focus Design (WIFD) an.

Die Vereinigung der Sternfreunde VdS hatte ihren traditionellen Stand und zog wie immer ein großes Interesse auf sich. Über 25 Neumitglieder konnten gewonnen werden. Die IAS war als Standnachbar ebenfalls gut besucht. Immer wieder gab es Interesse an der Remote-Sternwarten-Nutzung. Die Zeitschrift „astronomie – Das Magazin“ feierte ihre 50. Ausgabe und stellte das Original-Gregory-Teleskop von Jan van der Bildt aus Franeker aus, der es um 1750 hergestellt hat. Es wurde von Kai von Schauroth (ATHOS) als Leihgabe zur Verfügung gestellt.

Interessante Vorträge gab es parallel natürlich auch zu hören. Neben dem bereits erwähnten Vortrag von Udo Siepmann über Smart-Teleskope, berichtete der erste VdS-Vorsitzende Uwe Pilz über die Prüfung und Justage von Teleskopen. Dazu bot er auch noch einen Praxisworkshop zur Optikprüfung und Justage an einem künstlichen Stern an. Und Udo Siepmann berichtete nachmittags in seinem zweiten Vortrag über unsere aktive Sonne. Mittags gab es dann noch den Vortrag „Abenteuer Remote-Sternwarte“ von Torsten Müller, Sophie Paulin und Jens Unger im großen Vortragsraum, der restlos ausgebucht war.

So ging um 18 Uhr ein ereignisreicher Tag in Essen zu Ende und die Teilnehmer machten sich zufrieden auf die Rückfahrt. Für den 09. Mai 2026 ist die nächste Astro-Messe bereits angesetzt. Eine ausführlichere Darstellung der Neuerungen wird es in der HiPo-Ausgabe 84 geben.

Text und Bilder: Dr. Kai-Oliver Detken

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