41. Bochumer Herbsttagung (BoHeTa): Vorträge über Sonnenfinsternis und Ribbeck-Meteorit

Letztes Jahr gab es ein rundes Jubiläum zu feiern. Kein Grund für Peter Riepe, dem Fachgruppenleiter der VdS-Astrofotografie-Gruppe, die nächste Bochumer Herbsttagung ausfallen zu lassen. Die 41. BoHeTa machte daher da weiter, wo die letzte aufgehört hatte. Die AVL war ebenfalls mit sechs Teilnehmern vor Ort dabei und ließ sich dieses Mal die Abendveranstaltung ebenfalls nicht nehmen. So wurde es ein sehr langer Tag, der eine Fülle von Informationen barg.

Nach einer kurzen Einführung von Peter Riepe und Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar von der Ruhruniversität Bochum (RUB), der mit stehenden Ovationen begleitet wurde, ging es gleich los mit dem ersten Vortrag von Ralf Burkart aus Kempen , der sich mit Bewegtbildern der Sonnenoberfläche im H-alpha-Licht beschäftigte. Für die Bewegtbilder werden von ihm 20-Sekunden-Videos verarbeitet, die dann zu einem Gesamtvideo zusammengestellt werden. Es wurden einige eindrucksvolle Beispiele gezeigt.

Anschließend ließ Dr. Kai-Oliver Detken aus Grasberg die letzte Sonnenfinsternis in Nordamerika noch einmal vor den Augen des Auditoriums ablaufen. Er flog mit zwei AVL-Vereinsmitgliedern nicht in die USA, wie viele andere Sternfreunde, sondern nach Mexiko, um dort auch die Pyramiden der Azteken und Mayas besichtigen zu können. Es wurde dabei auf der fast dreiwöchigen Reise unheimlich viel gesehen und erkundet. Das Fazit fiel dementsprechend positiv aus.

Im Anschluss an den Reisebericht ging es dann bei Daniel Spitzer aus Münster um das Thema der Falschfarbenkomposition bei der visuellen Beobachtung. Der Referent zeichnet seine beobachteten Objekte ausschließlich, kann aber in der Regel dabei keine Farbe erkennen. Wie man trotzdem Farbbilder aus seinen Beobachtungen erstellen kann, zeigte er auf verschiedene Art und Weise.

Vor der ersten Pause präsentierte dann noch Elmar Schmidt aus Bad Schönborn seinen Vortrag zur Kalibration astronomischer Helligkeitsmessungen ohne Vergleichsobjekte. Dafür stellte er zuerst ein Messgerät zur Ermittlung der Leuchtdichte vor und erläuterte Radiometrie und Photometrie. Zu dem Thema ist der Referent bei einer Mondfinsternis auf Hawaii im Jahr 2018 gekommen. Inzwischen wurden von ihm 89% eines Mondumlaufs messtechnisch von ihm erfasst.

Nach der Pause ging es dann mit einem Doppel-Referentenvortrag weiter. Prof. Dr. Peter C. Slansky und Bernd Gährken aus München berichteten über die Bedeckung von Beteigeuze durch (319) Leona. Dafür reisten sie mit einer Gruppe nach Andalusien in Spanien. Durch das schlechte Wetter in Europa, was selbst den Spanien-Einsatz spannend gestaltete, gab es wenige Aufnahmen des Ereignisses und dementsprechend wenig Veröffentlichungen zu dem Thema.

Im anschließenden Vortrag von Peter Bressler aus Hamburg, ging es dann um bipolare Nebel im Cygnus. Der Referent scannt den Himmel regelmäßig nach Planetarischen Nebeln, die er entweder zufällig auf den eigenen Aufnahmen oder bei systematischer Durchmusterung entdeckt. Hinzu kommt noch die eigene Durchmusterung des Sloan Digital Sky Survey (SDSS). Der Referent hat bereits 15 Planetarische Nebel entdeckt und hat dann bei der Durchmusterung von Fotoplatten ein Herbig-Haro-Objekt (HHO) gefunden, was für ihn ein neues Betätigungsfeld ergab. Abschließendes Ziel ist es, einen eigenen Katalog von neuen Objekten zu erstellen – eine sehr anspruchsvolle Aufgabe.

Mit Messmethoden der Lichtverschmutzung griff dann Dr. Andreas Hänel aus Georgsmarienhütte ein Thema auf, dass allen Sternfreunde auf der Seele liegt. Denn die Lichtverschmutzung nimmt weltweit immer weiter zu. Alleine in Europa nimmt die Sichtbarkeit der Sterne pro Jahr um 6,5% ab. Die Lichtverschmutzung wird beim Aufbau neuer Lichtanlagen heute teilweise mitberücksichtigt. Aber es gibt leider noch keine bindenden Gesetze.

Anschließend wurde von Dr. Carolin Liefke die Gewinner des diesjährigen Förderpreises der Amateur- und Schulastronomie der Reiff-Stiftung bekanntgegeben.

Nach der sich anschließenden Kaffeepause wurde es dann Zeit für den traditionellen Reiff-Fachvortrag von Prof. Dr. Addi Bischoff aus Münster. Er handelte von Meteoriten, die kontinuierlich als Kleinkörper in die Erdatmosphäre eintreten. Als aktuelles Beispiel wurde neben anderen Meteoritenfunden der Ribbeck-Meteorit vom 21. Januar 2024 vorgestellt, der über 200 Fundstücke hervorbrachte und zur Klasse der Aubrite gehört. Der Ribbeck-Meteorit war dabei eine gute Überleitung zum nächsten Vortrag, bei dem es um die Suche nach dessen Bruchstücken ging.

Die Jagd nach den Bruchstücken des Ribbeck-Meteoriten erläuterte Andreas Möller vom Arbeitskreis der Meteore e.V. aus Berlin, der damit den Amateurvortrag hielt. Bekannt ist er durch seine Polarlicht-Vorhersage-Webseite , die er seit 2013 betreibt, und die seine zweite Leidenschaft ist. Er beschrieb die Suche nach den Bruchstücken mit sehr viel Humor. Insgesamt wurden 202 Bruchstücke mit einer Gesamtmasse von 1,8 kg gefunden. Die Ribbeck-Meteoriten werden seit März 2024 im Museum für Naturkunde in Berlin ausgestellt. Ein weiteres Stück ist im Planetarium Wolfsburg und im Astronomie-Museum Sonneberg zu sehen.

Abschließend standen die Bedeckung des Sterns UCAC4 440-126076 durch Neptun vom 09. Oktober 2024 durch Dr. Wolfgang Beisker aus München und eine Polarlichtershow von  Dr. Georg Dittié aus Bonn auf dem Programm, bevor die Veranstaltung mit 30-minütiger Verspätung endete und sich 80 Teilnehmer auf den Weg zum gemütlichen Tagungsausklang in einem nahen Campus-Restaurant aufmachten.

Einen ausführlicheren Bericht gibt es in der nächsten HiPo-Ausgabe 81 nachzulesen.

Text:  Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Maciej Libert, Dr. Kai-Oliver Detken

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