42. Bochumer Herbsttagung (BoHeTa): Hauptthema Planetarische Nebel und ihre Zentralsterne sowie die Neuentdeckung von TBG-N1
  • 42. Bochumer Herbsttagung (BoHeTa): Hauptthema Planetarische Nebel und ihre Zentralsterne sowie die Neuentdeckung von TBG-N1

Die beiden Urgesteine der BoHeTa Peter Riepe von der Vereinigung der Sternfreunde (VdS) und Prof. Dr. Ralf-Jürgen Dettmar von der Universität Bochum führten wieder gewohnt souverän in die Tagung ein. Die AVL war auch in diesem Jahr mit sechs Mitgliedern und zwei Wagen angereist. Auch die Abendveranstaltung beim Italiener auf dem Campus wurde besucht, so dass man erst gegen Mitternacht wieder zu Hause war.

Den Start in die Tagung übernahm wie im letzten Jahr Ralf Burkart aus Kempen, der seine Erfahrungen bei der Planetenfotografie mit dem Publikum teilte. Dabei stellte er fest, dass die Präzision wichtig ist und nicht die Quantität der Aufnahmen. Denn die notwendige extreme Vergrößerung erfordert eine exakte Konfiguration und Justage. Zudem wird quasi das Seeing die gesamte Nacht über von ihm gejagt, um die paar Minuten herauszufinden, in denen die Luftruhe perfekt ist.

Im zweiten Vortrag von Dr. Udo Siepmann aus Mülheim kam ein Thema zur Sprache, das momentan stark kontrovers in der Astroszene diskutiert wird: der Einsatz von Smart-Teleskopen. Siepmann fing an sich damit zu beschäftigen, als er durch eine Krankheit gehindert wurde sein traditionelles Astroequipment zu nutzen. Er gab eine Marktübersicht von 500 bis 5.000 Euro. Aus Sicht des Referenten werden die Smart-Teleskop-Nutzer, die mehr aus ihren Aufnahmen herausholen wollen, später dann auf höherwertiges Equipment umsteigen, so dass die Astrofotografie einen regelrechten Boom erleben wird bzw. bereits erlebt.

Im letzten Vortrag des ersten Blocks berichte Dr. Wolfgang Beisker aus München über Beiträge der Citizen Scientist zur Bedeckungsastronomie. Die sogenannte Bürgerwissenschaft blickt dabei auf eine lange Tradition zurück, wie er betonte. Als Beispiele nannte er Johannes Hevelius (Unternehmer und Politiker) und Heinrich Olbers (Arzt), Samuel Schwabe (Apotheker) und Percival Lowell (Amateurforscher).

In der Mittagspause konnte das neue Observatorium des Astronomischen Instituts der Ruhr-Universität Bochum (AIRUB) besucht werden. Es ist etwas abseits vom Campus neu entstanden, nachdem das ursprüngliche Gebäude abgerissen wurde, auf dem das Observatorium beherbergt war. In den zwei Baader-Kuppeln werkeln eine GM3000- und eine GM4000-Montierung von 10Micron. Zusätzlich ist das Radioteleskop im Freien aufgebaut worden.

Nach der Mittagspause ging es dann mit der Erfindung des Teleskops geschichtlich weiter, das von Pierre Leich aus Nürnberg referiert wurde. Die Erfindung des Teleskops wird dabei Hans Lipperhey aus Middelburg um 1570 zugesprochen. Ab 1608 wurde über eine sog. Flugschrift das Teleskop bekannter gemacht. Dadurch bekam wohl auch Galileo Galilei davon Kenntnis und ließ sich in Venedig eines vorführen. Bald darauf erwarb er sein erstes Teleskop und berichtete 1610 in seinen Sternennachrichten über die Entdeckung der Jupitermonde. Heute dringen wir weit über die Grenzen unseres Sonnensystems mit Weltraumteleskopen in den Kosmos ein.

Danach präsentierte Bernd Gährken aus Rheda-Wiedenbrück, ein weiteres Urgestein der Tagung, das Thema Natriumemissionen und seine Ergebnisse bei Merkurs Natriumschweif. Der Merkurschweif kann allerdings nur 16 Tage vor und nach seinem Perihel beobachtet werden, was das Zeitfenster stark einschränkt. Erst auf einer Reise nach Andalusien im Jahr 2023 ergab sich eine Möglichkeit, die mit einem 135 mm Samyang-Objektiv und einem Natriumfilter mit 10 nm Halbwertsbreite genutzt werden konnte. Die Beobachtungen wurden von Joe Zender gesammelt und in wissenschaftlichen Berichten veröffentlicht.

Im letzten Vortrag des Blocks kam es wieder zur traditionellen Verleihung des Reiff-Preises für Amateur- und Schulprojekte durch Dr. Carolin Liefke aus Heidelberg. Daran anschließend wurde der Reiff-Fachvortrag von Prof. Dr. Klaus Werner von der Universität Tübingen gehalten, indem es um Planetarische Nebel und ihre Zentralsterne ging. Dabei liegt der Fokus der Forschung nicht auf den Nebel, sondern auf den Zentralsternen, wie er erläuterte. Die UV-Spektroskopie von Weißen Zwergen wird auch fortlaufend mit dem Hubble-Teleskop durchgeführt.

Im Anschluss folgte dann wie gewohnt der Amateurvortrag zum gleichen Thema. Dr. Werner E. Celnik aus Rheinberg und der VdS-Fachgruppenleiter der Astrofotografie Peter Riepe aus Bochum stellten ihre Untersuchungen von TBG-N1 dar, die in der Entdeckung eines neuen Planetarischen Nebels münden könnten. Dafür wurde ein Himmelsausschnitt 276,5 Stunden in 61 Stunden mit der VdS-Fachgruppe der Tief Belichteten Galaxien (TBG) belichtet. Die Helligkeitsgrößenklasse von +30 mag konnte auf jeden Fall nur durch die Zusammenarbeit in der TBG-Gruppe erreicht werden, weshalb der Nebel auch ihren Namen tragen soll: TBG-N1.

Abschließend berichtete Peter Bresseler über seine Nacht mit einem 1-Meter-Teleskop. Seine Geschichte begann im Mai 2025 auf der Astromesse ATT in Essen. Hier kam man am Stand von Baader ins Gespräch und über die eigene Passion Planetarische Nebel oder Herbig-Haro-Objekte selbst zu entdecken. Daraufhin wurde dem Referenten ein von Baader neu gebautes 1-Meter-Spiegelteleskop in Chile zur privaten Nutzung angeboten. Einige schöne Aufnahmen wurden von ihm gezeigt, die sich vor Hubble-Bildern nicht verstecken mussten.

Damit endete die BoHeTa-Tagung und der Abend im nahegelegenen italienischen Restaurant konnte beginnen, auf dem die vielen Eindrücke des Tages mit einer Vielzahl der Teilnehmer weiter diskutiert wurden. Eine 43. BoHeTa wird es laut Peter Riepe ebenfalls wieder geben, so dass man sich Anfang November 2026 wieder vormerken sollte.

Ein ausführlicherer Bericht zur BoHeTa ist in der HiPo-Ausgabe 85 nachzulesen.

Text: Dr. Kai-Oliver Detken
Bilder: Maciej Libert, Dr. Kai-Oliver Detken, Jürgen Adamczak

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