Beispiel: Planetoiden Ceres, Pallas, Juno, Vesta

Ob die Gründung der Lilienthaler Societät vom 20. September 1800 zur Auffindung des vermuteten Planeten zwischen Mars und Jupiter einen entscheidenden Einfluss auf die Entdeckung der vier Kleinplaneten hatte, bleibt umstritten. Es scheint auch nicht sicher zu sein, ob die Entdeckung des ersten Planetoiden Ceres - benannt nach der Göttin des Wachstums - im Jahre 1801 durch Joseph Piazzi in Palermo auf die systematische Suche nach den Statuten der Lilienthaler AG zurückzuführen ist. Denn erst Bahnberechnungen widerlegten Piazzis Meinung, es handle sich bei seinem neu gefundenen Objekt um einen kleinen Kometen. Verbrieft ist, daß der Gothaer Astronom und Initiator zur Gründung der Lilienthaler Vereinigung, Franz Xaver von Zach, fest an die Gültigkeit der Titius-Bodeschen Regel glaubte. Dieses Bahn- abstandsgesetz besagt, daß sich zwischen Mars und Jupiter ein Planet befinden muss, den es damals zu suchen galt.

Nachdem Wilhelm Mathias Olbers im Jahre 1802 auf einer Ceres-ähnlichen Bahn den zweiten kleinen Planeten entdeckte - er wurde auf den Namen Pallas getauft - stand für ihn fest, dass ein "zerplatzter Planet" mehrere Bruchstücke in der Form der gefundenen Objekte hinterlassen hat. Karl Ludwig Harding postulierte, weitere Kleinplaneten ließen sich an den Bahnschnittpunkten finden. Seine beharrlichen Beobachtungen führten im September 1804 zum gewünschten Erfolg. Er fand mit Schroeters Teleskopen den dritten Planetoiden, der den Namen der altitalienischen Ehegöttin Juno erhielt.
Nach der Entdeckung des vierten Objektes Vesta, wiederum durch Olbers, schreibt J.H. Schroeter: "Statt des vorausgesagten achten Hauptplaneten hat, wie uns nun die Erfahrung überzeuget und so weit bis jetzt die Entdeckungen vorgedrungen sind, die Allmacht vier kleine Planeten aus der chaotischen Materie entwickelt und ausgebildet."

Planetoid
Planetoid

Entdeckungsdaten:

  • Ceres -     1. Januar 1801 durch Joseph Piazzi in Palermo

  • Pallas -   28. März 1802 durch Wilhelm Mathias Olbers in Bremen

  • Juno   -     2. September 1804 durch Karl Ludwig Harding in Lilienthal

  • Vesta -    29. März 1807 durch Wilhelm Mathias Olbers in Bremen

 

Die Lilienthaler Astronomen, mit Friedrich Wilhelm Bessel als Vertreter der Positions-Astronomie, verfolgten den Weg der kleinen Himmelskörper und ermittelten ihre Örter, um sie an Karl-Friedrich Gauß in Göttingen für neuere, bessere Bahnbestimmungen weiterzuleiten. (Tab. V)

Neben der Bahnmechanik interessierte Schroeter die physische Beschaffenheit der Körper, die er Asteroid-Planeten nannte. Er bestimmte ihre Durchmesser und versuchte, die unterschiedlichen Werte mit den Bahndurchmessern zu korrelieren. Während Ceres, Pallas und Juno als Scheibchen im Fernrohr zu sehen waren und im ruhigem Licht der Planeten strahlten, bildete sich die kleine Vesta wie ein Fixstern ab. Schroeter vermutete, daß Vesta nicht nur Sonnenlicht reflektiert, sondern - zumindest in einer Entwicklungsphase - ihr eigenes Licht erzeugt. Die schwachen Lichtwechsel der anderen Planetoiden begründete er mit der Eigenrotation unregelmäßiger Körper; die unterschiedlichen Bahnexzentrizität mit der Störung der Planetoiden untereinander.

Ihren gemeinsamen Ursprung drückt Schroeter mit den Worten aus: "Mich dünkt, durch diese vorbemerkten Umstände zeugen Ceres, Pallas Juno und Vesta von sich selbst, daß sie zusammen gehörige Schwestern einer gleichzeitigen Geburth sind".


H.J. Leue

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